Veröffentlicht am Februar 15, 2024

Der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit Ihres Familienunternehmens ist keine radikale Disruption, sondern die Aktivierung des „Unternehmer-Gens“, das Sie bereits besitzen.

  • Kreative Köpfe verlassen Sie nicht wegen der Tradition, sondern wegen fehlender, sinnstiftender Wachstumsperspektiven.
  • Strukturierte Programme wie die „Kickbox“ verwandeln Mitarbeiterideen ohne erstickende Bürokratie in marktreife Produkte.

Empfehlung: Beginnen Sie damit, Brücken zwischen den Generationen zu bauen und interne Ideen als Ihr wertvollstes Kapital zu behandeln.

Spüren Sie es auch? Diese leise, aber stetige Sorge, dass das Erbe, das über Generationen aufgebaut wurde, im Strudel der digitalen Transformation an Relevanz verlieren könnte? Viele Leiter von Familienunternehmen stehen vor derselben Herausforderung: Wie ehrt man die Tradition, die das Unternehmen stark gemacht hat, ohne in der Stagnation zu verharren? Die Angst, den Anschluss zu verlieren, ist real und wird oft von gut gemeinten, aber unpassenden Ratschlägen begleitet.

Man hört oft, man müsse „agil wie ein Startup“ werden oder die „alten Zöpfe radikal abschneiden“. Diese Ansätze übersehen jedoch die einzigartige Stärke deutscher Familienunternehmen: ihre wertebasierte Kultur und ihre langfristige Perspektive. Es geht nicht darum, die eigene Identität aufzugeben und zu versuchen, ein Berliner Tech-Startup zu kopieren. Die wahre Aufgabe ist subtiler und zugleich kraftvoller.

Was wäre, wenn die Lösung nicht darin bestünde, Ihre Tradition zu bekämpfen, sondern sie als Kompass für eine gezielte Erneuerung zu nutzen? Dieser Artikel vertritt einen klaren Standpunkt: Ihr Erbe ist nicht der Anker, der Sie zurückhält, sondern das Fundament, auf dem eine nachhaltige und authentische Innovationskultur wachsen kann. Es geht um die Reaktivierung des ursprünglichen Gründergeistes – des „Unternehmer-Gens“ – in jeder Faser Ihrer Organisation.

Wir werden gemeinsam erkunden, wie Sie die typischen Hürden überwinden, von der Bindung kreativer Talente über die effiziente Umsetzung von Ideen bis hin zur klugen Digitalisierung. Sie werden entdecken, wie Sie eine Brücke zwischen den Generationen bauen und eine Kultur schaffen, in der Innovation nicht als Bedrohung, sondern als natürliche Evolution Ihres wertvollen Erbes verstanden wird.

Um Ihnen eine klare Orientierung zu geben, beleuchtet dieser Leitfaden die entscheidenden Handlungsfelder. Der folgende Inhalt führt Sie schrittweise durch die strategischen Fragen, die Sie sich stellen müssen, um Ihr Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Warum verlassen Ihre kreativsten Köpfe das Unternehmen nach weniger als 2 Jahren?

Es ist ein schmerzhaftes Muster: Sie investieren in vielversprechende, kreative Talente, doch nach kurzer Zeit ziehen diese weiter. Der erste Impuls ist oft, die Schuld bei starren Strukturen oder der „alten Garde“ zu suchen. Doch die Realität ist komplexer. Viele junge Fachkräfte fühlen sich von der Stabilität und den Werten eines Familienunternehmens angezogen. Das Problem ist nicht die Tradition selbst, sondern das, was oft daraus folgt: ein Mangel an sichtbaren Entwicklungspfaden und echter Gestaltungsfreiheit.

Eine hohe Fluktuation ist ein teures Warnsignal. Eine Studie zeigt, dass in Deutschland 38 % der Beschäftigten planen, innerhalb eines Jahres zu kündigen. Kreative Köpfe sind oft die ersten, die gehen, wenn sie das Gefühl haben, ihre Ideen versanden in langen Entscheidungswegen oder werden aus übertriebener Risikoscheu abgewürgt. Sie suchen nicht nach Tischkickern, sondern nach Wirkung und Anerkennung.

Interessanterweise bestätigt eine PwC-Studie, dass Familienunternehmen als Arbeitgeber beliebt sind, aber bei Gehalt und Karrierechancen oft schlechter abschneiden als Konzerne. Die entscheidende Erkenntnis liegt jedoch darin, dass gerade die junge Generation sie wegen der Werte und der wahrgenommenen Sicherheit schätzt. Sie kommen also aus den richtigen Gründen. Sie gehen, weil die Versprechen der Unternehmenskultur – Sinnhaftigkeit, flache Hierarchien, direkter Draht zur Führung – im Alltag nicht eingelöst werden.

Die Lösung liegt darin, eine Umgebung zu schaffen, in der das „Unternehmer-Gen“ nicht nur in der Familie, sondern bei jedem Mitarbeiter gefördert wird. Es geht darum, Freiräume für Experimente zu schaffen und Misserfolge als Lernchancen zu entstigmatisieren. Wenn Ihre besten Leute sehen, dass ihre Initiative nicht nur geduldet, sondern aktiv gefördert und belohnt wird, verwandelt sich ihre anfängliche Sympathie für Ihr Unternehmen in langfristige Loyalität.

Wie verwandeln Sie Mitarbeitervorschläge in marktreife Produkte ohne Bürokratie?

In den Köpfen Ihrer Mitarbeiter schlummern die wertvollsten Ideen – oft sind es unkonventionelle Lösungen für Kundenprobleme oder geniale Prozessoptimierungen. Das Problem ist selten der Mangel an Ideen, sondern der bürokratische Hürdenlauf, der jede Initiative im Keim erstickt. Ein formloses Vorschlagswesen oder ein verstaubter „Ideen-Briefkasten“ signalisiert vor allem eines: mangelnde Wertschätzung. Um das volle Potenzial zu heben, benötigen Sie einen strukturierten und transparenten Prozess, der Mitarbeiter ermutigt und befähigt.

Ein herausragendes Beispiel aus dem deutschen Mittelstand ist die Implementierung des Kickbox-Programms. Dieses Modell bricht mit der traditionellen Top-down-Innovation und gibt den Mitarbeitern die Werkzeuge an die Hand, um selbst zu Intrapreneuren zu werden. Es ist ein System, das Vertrauen schenkt und gleichzeitig klare Leitplanken setzt.

Kickbox Innovationsprogramm in einem deutschen Mittelstandsunternehmen

Die META-Regalbau GmbH hat diesen Ansatz erfolgreich umgesetzt. Wie in der Abbildung symbolisiert, erhalten Mitarbeiter eine physische „Kickbox“, die nicht nur ein Budget von 1.000 Euro enthält, sondern auch einen klar definierten, 6-stufigen Prozessleitfaden. Dieser strukturierte Weg führt von der ersten Idee über die Validierung am Markt bis hin zum Pitch vor der Geschäftsführung. Dieser direkte Zugang zur Führungsebene ist ein entscheidender Motivationsfaktor, der zeigt, dass Innovation ernst genommen wird.

Fallstudie: Das Kickbox-Modell bei META-Regalbau

Durch die Einführung des Kickbox-Programms konnte META-Regalbau nicht nur transformative Ideen entwickeln, sondern auch die Unternehmenskultur nachhaltig verändern. Laut einer Fallstudie von tomorrowbird führte die Methode zu einer spürbaren Steigerung der Mitarbeitermotivation und förderte eine Kultur des Ausprobierens und Lernens. Der Prozess gab den Mitarbeitern die Sicherheit, ihre Ideen zu verfolgen, ohne ihre eigentliche Arbeit zu vernachlässigen.

Ihr Aktionsplan: Vom Mitarbeitervorschlag zum Prototyp

  1. Punkte des Kontakts definieren: Schaffen Sie klare, zugängliche Kanäle für neue Ideen (z. B. eine digitale Plattform, regelmäßige Ideen-Workshops).
  2. Ressourcen bereitstellen: Statten Sie Ideengeber mit einem kleinen Budget, Zeitkontingent und methodischen Werkzeugen (z. B. einer einfachen Business-Canvas-Vorlage) aus.
  3. Kohärenz prüfen: Etablieren Sie ein kleines, funktionsübergreifendes Gremium, das Ideen schnell und unbürokratisch anhand der Unternehmenswerte und strategischen Ziele bewertet.
  4. Mentoring sicherstellen: Weisen Sie jeder vielversprechenden Idee einen Mentor aus dem Management zu, der als Coach und Türöffner fungiert.
  5. Plan zur Integration schmieden: Definieren Sie, was mit erfolgreichen Prototypen passiert. Werden sie in eine bestehende Abteilung integriert oder als eigenes Projekt weitergeführt?

Open Innovation oder interne F&E: Welcher Ansatz schützt Ihre geistiges Eigentum besser?

Die Frage, ob man Innovationen lieber hinter verschlossenen Türen entwickelt (interne F&E) oder sich für externe Partner öffnet (Open Innovation), ist für Familienunternehmen von zentraler Bedeutung. Die Angst vor dem Verlust von Geschäftsgeheimnissen und dem hart erarbeiteten geistigen Eigentum (IP) ist tief verwurzelt und oft der Hauptgrund für eine isolierte Vorgehensweise. Diese Furcht ist nicht unbegründet, denn wie eine Studie zeigt, bewerten 63 % der Familienunternehmen geistiges Eigentum als wichtig oder sogar existenziell.

Doch eine reine Fokussierung auf interne Forschung und Entwicklung birgt heute eine noch größere Gefahr: die der technologischen Isolation. Die Komplexität moderner Produkte und Dienstleistungen übersteigt oft die Kapazitäten eines einzelnen Unternehmens. Open Innovation ist kein Ausverkauf des eigenen Wissens, sondern ein strategischer Austausch. Es geht darum, gezielt mit Universitäten, Start-ups oder sogar Wettbewerbern zusammenzuarbeiten, um Zugang zu neuen Technologien, Märkten und Talenten zu erhalten.

Der Schlüssel zum Schutz Ihres geistigen Eigentums liegt dabei in einer intelligenten Vertragsgestaltung und einer klaren Definition, welches Wissen geteilt wird (und welches nicht). Es geht nicht darum, die „Kronjuwelen“ preiszugeben, sondern darum, an den Schnittstellen zu kooperieren. Wie Lutz Meyer in der Deloitte-Studie „Next-Generation Family Businesses“ betont, ist der Nutzen oft asymmetrisch und für alle gewinnbringend:

In Ökosystemen verfügen nicht alle Partner zwangsweise über eigenes geistiges Eigentum oder auch materielle Assets. So kann der eine von den Ressourcen des anderen profitieren, ohne selber welche einzubringen.

– Lutz Meyer, Deloitte-Studie Next-Generation Family Businesses

Dieser Gedanke ist transformativ: Sie können von der Agilität eines Start-ups profitieren, während das Start-up Ihren Marktzugang und Ihre Produktionserfahrung nutzt. Der Schutz des eigenen IP wird durch klare Kooperationsverträge, gemeinsame Patente oder die Gründung von Joint Ventures sichergestellt. Die Wahl ist also nicht „Open Innovation ODER interne F&E“, sondern „Wie kombinieren wir BEIDES intelligent, um schneller und besser zu sein, ohne unser Kernwissen zu gefährden?“

Der Fehler in der Marktforschung, der Produktlaunches Millionen kosten lässt

Viele Familienunternehmen sind stolz auf ihre Kundennähe und ihr tiefes Marktverständnis. Doch genau diese Stärke kann zur Falle werden. Der häufigste und teuerste Fehler in der Marktforschung ist nicht das Fehlen von Daten, sondern die unbewusste Suche nach Bestätigung für das, was man bereits tut. Man fragt den treuen Stammkunden, was er sich wünscht, und die Antwort lautet meist: „Dasselbe, nur ein bisschen besser.“ Dies führt zu einer Kultur der inkrementellen Evolution statt echter Innovation.

Diese Vorgehensweise ist risikoarm, sichert kurzfristig den Umsatz, macht das Unternehmen aber blind für disruptive Veränderungen am Horizont. Während Sie Ihr Produkt um 5 % verbessern, entwickelt ein neuer Wettbewerber eine Lösung, die das grundlegende Kundenproblem auf eine völlig neue Art löst und Ihr Geschäftsmodell überflüssig macht. Das ist der Moment, in dem ein Produktlaunch, der auf scheinbar soliden Kundendaten basiert, fehlschlägt, weil er eine Frage beantwortet, die der Markt bald nicht mehr stellen wird.

Die Herausforderung besteht darin, zwischen dem zu unterscheiden, was Kunden *sagen*, dass sie wollen, und dem, was ihre *unausgesprochenen Bedürfnisse* sind. Henry Ford wird oft mit dem Satz zitiert: „Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Wahre Innovation entsteht durch Beobachtung und Empathie, nicht durch Umfragen. Es geht darum, die Probleme hinter den Wünschen zu verstehen.

Der folgende Vergleich, basierend auf einer Analyse in managerseminare.de, verdeutlicht die unterschiedlichen Herangehensweisen, die oft zwischen Familienunternehmen und Start-ups zu beobachten sind.

Evolution vs. Disruption im deutschen Mittelstand
Aspekt Familienunternehmen Startups/Konzerne
Innovationsansatz Evolution statt Disruption Hohe Risikobereitschaft
Finanzierung Jährlich festgelegt, Budget gedeckelt Flexible, oft höhere Investments
Validierung Schrittweise, risikoarm Schnell, mit höherem Risiko
Bindung ans Unternehmen Eng, kurze Kommunikationswege Oft eigenständige Innovation Hubs

Dieser Fokus auf Evolution ist verständlich und wurzelt im Wunsch, das Erreichte zu bewahren. Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen Sie jedoch lernen, einen Teil Ihrer Ressourcen gezielt auf das „Undenkbare“ zu setzen. Schaffen Sie kleine, geschützte Teams, die die Erlaubnis haben, das bestehende Geschäftsmodell radikal in Frage zu stellen und Lösungen für die Probleme von morgen zu entwickeln.

Wann ist der Markt wirklich reif für Ihre disruptive Lösung?

Die Angst, eine brillante Idee zu früh auf den Markt zu bringen, ist eine der größten Innovationsbremsen in etablierten Unternehmen. Man investiert Millionen in eine bahnbrechende Technologie, nur um festzustellen, dass die Kunden sie nicht verstehen, die Infrastruktur fehlt oder die Regularien noch nicht existieren. Das Ergebnis ist ein kostspieliger Fehlschlag, der die Risikobereitschaft für Jahre lähmt. Die Frage nach dem richtigen Timing ist daher keine Nebensache, sondern der Kern jeder erfolgreichen disruptiven Innovation.

Um diese Frage zu beantworten, hilft das Modell des „Technology Adoption Lifecycle“, bekannt gemacht durch Geoffrey Moores Buch „Crossing the Chasm“. Es besagt, dass sich jeder Markt in verschiedene Käufergruppen unterteilt: Innovatoren, Frühanwender (Early Adopters), die frühe Mehrheit, die späte Mehrheit und die Nachzügler. Eine disruptive Lösung wird zunächst nur von den Innovatoren und Frühanwendern angenommen – einer kleinen, risikofreudigen Gruppe, die von der Neuheit fasziniert ist.

Der Markt ist also nicht als Ganzes „reif“ oder „unreif“. Die eigentliche Frage lautet: Gibt es eine ausreichend große Nische von Frühanwendern, die ein so dringendes Problem haben, dass sie bereit sind, eine unperfekte, neue Lösung zu akzeptieren? Ihr Ziel ist es nicht, von Tag eins an die breite Masse zu überzeugen. Ihr Ziel ist es, diesen ersten, kleinen Brückenkopf zu erobern. Diese Frühanwender sind Ihre wichtigsten Verbündeten. Sie geben Ihnen ehrliches Feedback, verzeihen Kinderkrankheiten und werden zu Botschaftern Ihrer Lösung.

Wie finden Sie heraus, ob dieser Brückenkopf existiert? Statt aufwendiger Marktforschung setzen Sie auf schnelle, günstige Experimente. Entwickeln Sie einen „Minimum Viable Product“ (MVP) – eine extrem abgespeckte Version Ihrer Lösung, die nur die Kernfunktion erfüllt. Bieten Sie diesen MVP einer kleinen, sorgfältig ausgewählten Gruppe potenzieller Frühanwender an. Beobachten Sie ihr Verhalten: Sind sie bereit, dafür zu zahlen? Nutzen sie das Produkt regelmäßig? Empfehlen sie es weiter? Ihre Handlungen sind der einzige verlässliche Indikator für die Marktreife, nicht ihre Worte.

Warum kann ChatGPT Ihre Fachexperten nicht ersetzen, sondern nur unterstützen?

Die explosionsartige Verbreitung von KI-Werkzeugen wie ChatGPT löst in vielen Unternehmen eine Mischung aus Faszination und Furcht aus. Insbesondere in Familienunternehmen, wo das implizite Wissen und die jahrzehntelange Erfahrung von Fachexperten das größte Kapital darstellen, stellt sich die Frage: Macht KI dieses wertvolle Erbe bald überflüssig? Die beruhigende und zugleich strategisch wichtige Antwort lautet: Nein. KI wird Ihre Experten nicht ersetzen, sondern sie zu „Super-Experten“ machen – wenn Sie die Technologie richtig einsetzen.

Künstliche Intelligenz ist exzellent darin, riesige Mengen an explizitem, dokumentiertem Wissen zu verarbeiten, Muster zu erkennen und Standardaufgaben zu automatisieren. Sie kann jedoch nicht das tun, was Ihre besten Leute auszeichnet: Kontext verstehen, kreative Problemlösungen in neuartigen Situationen finden und auf Basis von Intuition und Erfahrung kluge Entscheidungen treffen. Der Digitalisierungsgrad in Deutschland zeigt, dass größere Unternehmen hier bereits weiter sind. Eine IW-Analyse von 2024 stellt fest, dass Unternehmen ab 250 Beschäftigten einen deutlich höheren Digitalisierungsindex erreichen, was ihnen einen Vorsprung bei der KI-Adaption verschafft.

Der strategische Ansatz ist daher nicht die Substitution, sondern die Augmentation: die gezielte Unterstützung Ihrer Fachexperten durch KI. Anstatt die Erfahrung Ihrer Ingenieure zu ersetzen, kann KI sie von zeitraubenden Routineaufgaben befreien, sodass sie sich auf die komplexen Probleme konzentrieren können, bei denen menschliche Intelligenz unersetzlich ist. Hier sind konkrete Anwendungsfälle, wie KI Ihre Experten unterstützen kann:

  • Wissensmanagement: KI kann als intelligenter Archivar dienen, der das explizite Wissen (z. B. alte Projektdokumentationen) digitalisiert und durchsuchbar macht, das sonst in Aktenordnern verloren ginge.
  • Effizienzsteigerung: Anstatt Stunden mit der Analyse technischer Dokumentationen oder der Erstellung von Standardangeboten zu verbringen, können Experten KI nutzen, um erste Entwürfe in Sekunden zu generieren und diese dann mit ihrer Expertise zu verfeinern.
  • Fehlerdiagnose: KI-Systeme können Produktionsdaten in Echtzeit überwachen und Anomalien melden, sodass sich der Wartungstechniker direkt auf die Ursachenforschung statt auf die mühsame Datensuche konzentrieren kann.

Der Schlüssel liegt in der Etablierung einer DSGVO-konformen Governance, die den sicheren und ethischen Einsatz von KI regelt. Indem Sie KI als Werkzeug zur Stärkung Ihrer Mitarbeiter positionieren, bauen Sie Ängste ab und schaffen Akzeptanz. So wird die Technologie zu einem Motor, der das wertvolle Erfahrungswissen Ihres Unternehmens nicht ersetzt, sondern dessen Reichweite und Effektivität vervielfacht.

Sinnsuche vs. Status: Was motiviert junge Talente wirklich im Vergleich zu Boomers?

Die Annahme, dass jüngere Generationen, insbesondere die Gen Z, völlig andere Wertvorstellungen haben als die Babyboomer-Generation, führt oft zu Missverständnissen in der Personalführung. Während Status, ein hohes Gehalt und ein repräsentativer Firmenwagen für frühere Generationen oft zentrale Motivationsfaktoren waren, rückt für junge Talente die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit in den Vordergrund. Sie wollen nicht nur einen Job, sie wollen einen Beitrag leisten und Teil von etwas sein, das mit ihren persönlichen Werten übereinstimmt.

Genau hier liegt die größte, oft ungenutzte Chance für Familienunternehmen. Ihre oft über Generationen gewachsene Kultur, die Betonung von Nachhaltigkeit, die regionale Verankerung und die langfristige Perspektive sind genau die Attribute, die junge Talente suchen. Eine PwC-Studie bestätigt, dass 39 % der Gen Z in Ausbildung ein Familienunternehmen einem Konzern vorziehen. Sie werden also bereits als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen – aber oft aus den falschen Gründen beworben.

Statt zu versuchen, mit den Gehaltsexzessen oder den schillernden Karriereversprechen von Großkonzernen mitzuhalten, sollten Familienunternehmen ihre authentischen Stärken selbstbewusst kommunizieren. Es geht darum, die Geschichte des Unternehmens, seine Werte und seinen gesellschaftlichen Beitrag erlebbar zu machen. Dies erfordert einen Brückenbau zwischen den Generationen, bei dem die Erfahrung der Älteren mit dem frischen Blick und den digitalen Fähigkeiten der Jüngeren kombiniert wird.

Intergenerationeller Austausch in einem deutschen Familienunternehmen

Wie das Bild symbolisiert, geht es um ein Miteinander, nicht um ein Gegeneinander. Es geht darum, Wissenstransfer in beide Richtungen zu ermöglichen. Junge Mitarbeiter können den erfahrenen Kollegen die Welt der sozialen Medien und digitalen Werkzeuge erklären, während sie im Gegenzug von deren tiefem Markt- und Produktwissen profitieren. Eine solche Kultur des gegenseitigen Respekts und des gemeinsamen Lernens ist ein weitaus stärkerer Motivator als jeder materielle Bonus. Wenn junge Talente spüren, dass ihre Stimme gehört wird und sie die Zukunft des Unternehmens aktiv mitgestalten können, entsteht eine tiefe emotionale Bindung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Talentbindung ist eine Frage des Sinns, nicht nur der Privilegien. Kreative Köpfe bleiben, wenn sie Gestaltungsspielraum und eine Verbindung zu den Unternehmenswerten spüren.
  • Strukturierte interne Innovationsprogramme wie die „Kickbox“ sind effektiver als ungerichtetes Brainstorming. Sie kanalisieren Kreativität und senken die Hemmschwelle zur Teilnahme.
  • Künstliche Intelligenz ist ein Werkzeug zur Augmentation, nicht zur Substitution. Sie befreit Ihre wertvollsten Experten von Routineaufgaben und stärkt ihre strategische Bedeutung.

Wie digitalisieren Sie Ihren Vertrieb, wenn der Außendienst am liebsten Fax nutzt?

Die Szene ist in vielen etablierten Unternehmen bekannt: Während die Welt von CRM-Systemen und digitalem Lead-Management spricht, verlässt sich der erfahrene Außendienst weiterhin auf persönliche Kontakte, Notizblöcke und – im Extremfall – das Faxgerät. Jeder Versuch, moderne Tools einzuführen, wird mit Skepsis oder offenem Widerstand quittiert. Dieses Festhalten am Gewohnten ist kein böser Wille, sondern wurzelt oft in der Angst, die über Jahre aufgebauten, persönlichen Kundenbeziehungen könnten durch anonyme Technologie ersetzt werden.

Ein Top-down-Befehl zur Nutzung eines neuen CRM-Systems ist hier zum Scheitern verurteilt. Der Schlüssel zur erfolgreichen Digitalisierung des Vertriebs liegt in einem Ansatz, der die Bedürfnisse und Ängste der Mitarbeiter ernst nimmt und den Nutzen der neuen Werkzeuge konkret erlebbar macht. Statt eines radikalen Umbruchs setzen Sie auf eine schrittweise Evolution, die von den Vertriebsmitarbeitern selbst mitgestaltet wird. Beginnen Sie mit einem Pilotprojekt, an dem die offensten und technikaffinesten Mitarbeiter beteiligt sind. Zeigen Sie, wie ein digitales Tool ihnen hilft, Zeit zu sparen (z.B. durch automatisierte Reiseberichte) oder bessere Verkaufsargumente zu finden (z.B. durch schnellen Zugriff auf aktuelle Produktdaten).

Eine weitere kraftvolle Strategie ist die gezielte Kooperation mit externen Partnern, wie Start-ups. Sie bringen nicht nur neue Technologien, sondern auch eine andere Arbeitskultur mit. Diese Zusammenarbeit kann anfängliche Skepsis überwinden und als Katalysator für den internen Wandel dienen. Ein prominentes Beispiel ist die FIEGE Gruppe, die aktiv die Zusammenarbeit mit Start-ups sucht.

Fallstudie: FIEGE und die WIN-Initiative

Das Logistikunternehmen FIEGE, ein Familienunternehmen mit über 150-jähriger Geschichte, hat die WIN-Initiative für Wachstums- und Innovationskapital mitunterzeichnet. Wie Co-CEO Felix Fiege betont, hat das Unternehmen „großes Interesse an neuen Ideen und der Zusammenarbeit mit Start-ups“. Diese Kooperationen überwinden kulturelle Unterschiede und schaffen Synergien: Start-ups bringen Agilität und digitale Expertise, während Familienunternehmen Stabilität und Marktzugang bieten. Diese externen Impulse helfen, interne Widerstände aufzubrechen und den Nutzen der Digitalisierung greifbar zu machen.

Die Digitalisierung des Vertriebs gelingt, wenn sie nicht als technisches, sondern als menschliches Veränderungsprojekt verstanden wird. Es geht darum, Brücken zu bauen, den Nutzen zu beweisen und die erfahrenen Mitarbeiter zu befähigen, ihre unschätzbare Beziehungskompetenz mit den Vorteilen moderner Werkzeuge zu kombinieren.

Der Wandel beginnt mit Empathie und klugen ersten Schritten. Um den Prozess zu starten, ist es entscheidend, zu verstehen, wie man den Vertrieb digitalisiert, ohne die wertvolle Erfahrung des Außendienstes zu verlieren.

Beginnen Sie noch heute damit, diese Strategien umzusetzen, um die Innovationskraft Ihres Unternehmens zu entfesseln und Ihr wertvolles Erbe für die nächste Generation zu sichern.

Geschrieben von Johannes Ebersbach, Dipl.-Ing. Maschinenbau und Senior Operations Manager mit über 20 Jahren Erfahrung in der Fertigungsindustrie. Spezialist für Prozessoptimierung, Lean Management und Industrie 4.0-Implementierung im deutschen Mittelstand.